Gießener Allgemeine vom 3.2.2025
(Sascha Jouini)
Das vom Deutschen Musikrat geförderte Trio Zwei plus Eins brachte beim Winterkonzert mit einer nicht alltäglichen Besetzung in Begegnung. Sopranistin Monika Abel-Lazar, Pianistin Kathrin Isabelle Klein und Klarinettistin Susanne Geuer hatten ein ebenso vielfältiges wie anspruchsvolles Programm erarbeitet, bei dem sie in diversen Konstellationen in Aktion traten.
Schon der Programmauftakt mit Franz Schuberts Lied »Der Hirt auf dem Felsen« D 965 erwies sich als fordernd. Das auf verschiedenen Gedichten basierende Lied breitete beim Winterkonzert im Levi-Saal ein Spektrum an Stimmungen aus zwischen Schwermut und Vorfreude auf den Frühling. Sopranistin Monika Abel-Lazar trat in Dialog mit Klarinettistin Susanne Geuer, dabei ergaben sich faszinierende Echo-Effekte.
Geuer bewies gemeinsam mit Pianistin Klein bei Robert Schumanns »Drei Fantasiestücke« op. 73, dass sie auch reinen Instrumentalkompositionen poetische Zwischentöne zu verleihen vermögen. Ansprechend trafen sie den Bewegungscharakter der Stücke. Die flexible Tempogestaltung steigerte die Wirkung noch. So erspürte das Duo bei der »Rasch und mit Feuer« zu spielenden dritten Nummer gekonnt die Euphorie und meisterte souverän den furiosen Schluss. Impressionistische Akzente setzte Claude Debussys »Première Rhapsodie«. Durchsetzt von hitzigen Momenten gipfelte auch diese Komposition in einem fulminanten Abschluss.
Das Lied »Das himmlische Leben« aus Gustav Mahlers Sammlung »Des Knaben Wunderhorn« schildert aus kindlicher Perspektive das paradiesische Dasein. Das Arrangement des Orchesterliedes aus dem Finale von Mahlers vierter Sinfonie strotzte in der harmonischen Interpretation des Trios vor Nuancen. Dabei verstanden es die Künstlerinnen vorzüglich, dem ironischen Hintersinn der Komposition auf den Grund zu gehen.
Intensive musikalische Auseinandersetzung war auch bei Richard Strauss' acht Liedern nach Gedichten von Hermann von Gilm op. 10 anzumerken. So schien die mysteriöse, ja beängstigende Stimmung in »Die Nacht« gut getroffen, um nur ein Beispiel zu nennen.
Sopranistin Abel-Lazar verfügte über eine wandlungsfähige, auch in Forte-Passagen angenehm klingende Stimme. Die differenzierte Gestaltung offenbarte durchweg, wie genau sie mit ihrer Klavierpartnerin Details beleuchtete.
Eine humorvolle Bereicherung des Programms bildeten Mátyás Seibers »Drei Morgensternlieder« mit der recht speziellen Konstellation Sopran und Klarinette. Das letzte Lied »Das Nasobem« konfrontierte mit einem Begriff, der es erst durch Christian Morgenstern in Lexika geschafft hat.
Auch Benjamin Brittens Lieder »On this island« op. 11 fesselten. Ob nun die Lobpreisung Englands in »Let the florid music praise« oder die bissige Kritik auf die spießbürgerliche Gesellschaft in »As it is, plenty« - die Darbietungen bereiteten ungetrübtes Vergnügen. Für den Beifall dankte das Trio mit der »Elégie« von Jules Massenet als Zugabe.
Gießener Anzeiger vom 03.02.2025
Das weibliche Trio »Zwei plus Eins« glänzt als Gast der Gießener Meisterkonzerte mit Werken von Schubert, Schumann und Strauss.
Gießen . Große Freude bereitete das Trio »Zwei plus Eins« am Sonntag den Besuchern des voll besetzten Hermann-Levi-Saals. Monika Abel (Sopran), Kathrin Isabelle Klein (Klavier) und Susanne Geuer (Klarinette) musizierten Werke von Schubert, Strauss, Schumann, Mahler und Britten. Das expressive wie das musikalische Niveau lagen weit oberhalb des Üblichen. Vor allem beeindruckte das souveräne Zusammenspiel, das zu einer herausragenden inhaltlichen Prägnanz führte.
Das fing schon beim ersten Titel an. Franz Schuberts (1797-1828) Lied »Der Hirt auf dem Felsen« zeigte den Weg. Mit poetisch verheißungsvollem Klavier, einer schönen, schwebenden Klarinette und strahlendem, gefühlvollem Sopran verzauberte das Trio die konzentriert lauschenden Zuhörer: Das war kristallklar, inhaltlich und ästhetisch exzellent, mit einer warmen Glanz verströmenden Klarinette. Hinzu kamen Klavier- und Gesangskombinationen, teils mit narrativem Charakter. Beispielhaft wurden Geuers Klarinette und Abels Sopran, einander förmlich umschlingend, zu einem gemeinsamen Klang; faszinierend.
Robert Schumanns (1810-1856) Fantasiestücke op. 73 für Klarinette und Klavier begann leicht, doch intensiv. Das Werk birgt eine famose Synthese der Stimmen, zu genießen war ein federleichtes Umspielen und eine schöne Transparenz; zum Schluss kamen noch heitere Akzente hinzu: wunderbar.
Auch Richard Strauss’ acht Lieder aus »Letzte Blätter« (Text von Hermann von Gilm), op. 10, belegten die herausragenden Kompetenzen der Gäste. Die am Mozarteum in Salzburg ausgebildete Monika Abel musizierte mit klarem, mädchenhaftem und rundem Sopran und einer einnehmenden Ästhetik, später wechselte sie zu einem narrativen Duktus. Volumen und Dynamik waren eher opernhaft und völlig ungetrübt. Interessant war der abwechslungsreiche Charakter der Lieder, zuweilen auch ganz kurz, »Die Zeitlose« klang auch im Gesang sensibel.
Das Ensemble »Zwei plus Eins« zeichnet sich durch eine rundum gelungene Kooperation der Solistinnen aus. Susanne Geuer bestimmte zu Beginn mit der Klarinette den großen Bogen und setzte im Zusammenspiel mit der Stimme von Sopranistin Abel die Akzente, die sich aus der Ähnlichkeit von Instrument und Stimme ergeben, ein wichtiger Faktor des Konzerts. Am Klavier musizierte Kathrin Isabelle Klein mit traumhafter Sicherheit und inhaltlicher Prägnanz. Punkte, die dem Auftritt zusätzlichen Reiz verleihen. Mit herrlicher Zartheit und tiefem Gefühl steht sie für Ausdruck auf höchstem Niveau.
In Schumanns (1810-1856) Fantasiestücke für Klarinette, und Klavier op. 73, einem Glanzlicht des Programms, kulminierten die Kompetenzen des Trios leidenschaftlich. Abwechslung entstand dadurch, dass einige Titel im Duo musiziert wurden, etwa Matyas Seibers (1905-1960) Drei Morgensternlieder (Die Trichter, Das Knie, Das Nasobem) für Sopran und Klarinette, eine Nonsens-Abweichung vom traditionellen Stil, schön verbildlicht, großer Beifall.
Außer Plan fand Claude Debussys Première Rhapsodie für Klarinette und Klavier Eingang ins Programm. Hier ein kleines dramatisches Geschehen, zart, poetisch und verhalten. Dort ein sprudelndes Klavier und eine intensive Kommunikation und Verweben der Stimmen.
Reizvoll fiel auch Benjamin Brittens (1913-1976) erster Liederzyklus »On this island« op. 11 aus, der mit Kontrasten von Naturbildern und Jahreszeiten, aber auch politischen Inhalten arbeitet; alles wurde in einem prachtvollen Farbenspiel eindrucksvoll abgebildet.
Das Publikum war vom virtuosen und emotional kraftvollen Stil des Ensembles hingerissen und applaudierte anhaltend und lange. Es war ein intensives, vielfältiges und ausdrucksstarkes Konzert dieses Spitzenensembles. Als Zugabe spielte es Jules Massenets Elegie.